Mitgründer von Intelligent Insights Roman Schmidt über Innovationen und die Zukunft der digitalen Unterschrift

Roman Schmidt und Kaspar Riesen sind mit ihrem Startup Intelligent Insights seit drei Jahren unterwegs. Dank neuester Methoden der Mustererkennung und der künstlichen Intelligenz analysieren die beiden komplexe Daten von mittleren bis grossen Unternehmen, um daraus neue Erkenntnisse zu gewinnen. Seit 2015 treiben sie auch ein anderes Projekt  mit dem Namen Sketch-iD voran: Das Team entwickelte eine Technologie, mit deren Hilfe man digital erfasste Unterschriften bspw. auf einem Smartphone oder Tablet fälschungssicher erkennen kann.

Fakten

  • Lösung: Fälschungssichere Erkennung von digital erbrachten Unterschriften
  • Technologie: Eigene Entwicklung, Verfahren ist beim Europäischen Patentamt angemeldet
  • Team: Kaspar Riesen und Roman Schmidt.
  • Fälschungssicherheit: 99,9%.
  • Die Technologie ist marktreif und über eine API einsetzbar.
  • Entwicklungszeit: 2 Jahre.

Idee

Die Idee ist ursprünglich nicht auf Basis von Unterschriften, sondern Zeichnungen (daher auch der Name Sketch oder Skizze) entstanden. Uns störte es, dass es auf einem mobilen Gerät extrem mühsam ist, Benutzernamen und Passwörter einzugeben. Da haben wir uns gedacht, dass es einfachere Lösungen geben muss, und sind so auf die Idee gekommen, dass wir uns statt mit einem Passwort mit einer persönlichen Skizze authentifizieren möchten. Dieses Projekt haben wir bei der  Kommission für Technologie und Innovation (KTI) eingereicht und zusammen mit der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) als Kooperationspartner umgesetzt.

Nach ersten Gesprächen mit potenziellen Kunden haben wir aber rasch festgestellt, dass die Authentifizierung mit einer Skizze zwar als sehr innovativ beurteilt wird. Jedes Mal kam aber sofort die Frage, ob die Technologie auch für Unterschriften einsetzbar sei. Daraufhin haben wir unsere Software weiterentwickelt, so dass sie auch für die Verifizierung von digital erfassten Unterschriften verwendet werden kann.

Markt

Vor dem Start führten wir am Institut für Geistiges Eigentum eine grobe Patentrecherche durch. Diese lieferte zwar einige bestehende Patente, allerdings kein Verfahren, welches auf unserer Technologie basiert. Zusätzlich haben wir uns durch einen Patentanwalt absichern lassen, dass wir mit unserer Idee keine bestehenden Patente verletzen. Danach haben wir mit der Entwicklung der Technologie angefangen.

Es war für uns schwierig einzuschätzen auf welchem Markt wir mit Sketch-iD aktiv sind, da die Technologie sowohl für Authentifizierungen als auch für digital erbrachte Unterschriften einsetzbar ist. Im Bereich der Authentifizierung gibt es derzeit technologisch viele spannende Initiativen – von der Gesichtserkennung bis zur Venenerkennung, Iris-Scans, Fingerabdruck usw. Diese Technologien sind mit unserer teilweise in Konkurrenz, können aber gut auch in Kombination eingesetzt werden. Im Bereich der digitalen Unterschriften gibt es eine Vielzahl von Signaturlösungen zum Unterschreiben von Dokumenten auf mobilen Geräten. Häufig wird für die Unterschrift jedoch nur ein Bild im Dokument eingefügt. Dies hat rechtlich keine Verbindlichkeit. Damit eine elektronische Unterschrift rechtsgültig ist, müssen Dokumente mit verschiedenen Zertifikaten von zertifizierten Dienstleistern versehen werden. Die eigentliche Unterschrift spielt dabei keine Rolle mehr. Die Unterschrift wird nicht geprüft oder erfasst.

Im Gegensatz zu allen übrigen Anbietern erfassen wir mit unserer Technologie die Dynamik und die Biometrie der Unterschrift und prüfen so die Echtheit einer Unterschrift bereits bei der Unterzeichnung. Dies erlaubt die komplette Digitalisierung von Geschäftsprozessen in einer Art und Weise, die für den Benutzer intuitiv und einfach verständlich ist. Potenzial für unsere Lösung sehen wir unter anderem bei Banken und Versicherungen, im Immobilienbereich oder auch bei Behörden und in der öffentlichen Verwaltung.

Die Unterschrift ist eine ganz bewusste Willensbekundung, die in der Bevölkerung tief verwurzelt ist. Man muss doch nicht seine Iris scannen oder einen Fingerabdruck hinterlassen, um einen Staubsauger zu kaufen.

Sicherheit

Die im Rahmen des KTI-Projekts entwickelte Basistechnologie zur Erkennung von Skizzen haben wir mit rund 1000 Versuchspersonen erfolgreich validiert. Damit war der Grundstein gelegt für die Weiterentwicklung in Richtung Unterschriftenerkennung. So validierten wir die Technologie auf drei unabhängigen Unterschriftendatenbanken, welche digital erfasste Originalunterschriften sowie auch geübte Unterschriftenfälschungen beinhalteten. Unser Verfahren funktioniert so zuverlässig, dass wir Fälschungen mit einer Präzision von mehr als 99,9% erkennen. Sketch-iD gehört damit zu den weltbesten Verfahren in der Erkennung von Unterschriften.

Auf unserer Seite werden keine Daten gespeichert. Wir erhalten nur verschlüsselte Zeichenketten, die wir vergleichen und verschlüsselt zurückschicken. Deshalb sind wir bezüglich Sicherheit und Datenschutz gut gerüstet.

Vermarktungsstrategie

Wir haben Sketch-iD bewusst als Software-Service und nicht als komplettes Produkt entwickelt. Über unsere API kann man heute Sketch-ID als kleines Modul in eine Applikation einfügen und die digitale Unterschrift anbieten. Unser Fokus liegt klar auf dem B2B-Markt. Aktuell wäre für uns ein Lizenzmodell möglich, das entweder von der Anzahl von Transaktionen oder Nutzern abhängig ist. Das kann sich aber je nach Kunde und Branche unterscheiden. Interessiert sind wir aber auch an Partnerschaften mit Softwareherstellern, die Sketch-iD in ihr Lösungsportfolio aufnehmen oder mithelfen, Sketch-iD zu einem kompletten Produkt weiterzuentwickeln.

Technologie

Die Unterschrift ist jedes Mal ein bisschen anders, wenn Sie unterschreiben. Die Dynamik bleibt dabei aber erstaunlich gleich. Dort, wo Sie Ihre Unterschrift beschleunigen, langsamer werden oder absetzen, ist immer sehr ähnlich. Unser Verfahren zielt genau auf diese Dynamik ab und misst die Biometrie der Unterschrift in Form von Geschwindigkeit und Beschleunigung zu jedem Zeitpunkt der Unterschrifterbringung. Diese Merkmale sind für jede Person sehr individuell und nur sehr schwer zu imitieren.

Wir extrahieren jedes einzelne Pixel, das Sie berühren und berechnen daraus Geschwindigkeit und Beschleunigung von Punkt zu Punkt. So erkennen wir jede persönliche Handschrift und erfassen die komplette Dynamik der Unterschrift. Das macht unser Verfahren einzigartig.

 

Zukunft

Im Moment beobachten wir auf dem Markt einen regelrechten Wettlauf um die digitale Identität. Namhafte Unternehmen wie Post, SBB, UBS, Credit Suisse oder Swisscom starten dazu gross angelegte Initiativen. Aus unserer Sicht gehört zu einer digitalen Identität jedoch zwingend auch eine digitale persönliche Unterschrift, die nicht nur auf Zertifikatslösungen basiert. Dank unserer neuen Technologie könnte dies möglich werden. Zu wünschen wäre, dass bei der Ausarbeitung des E-ID-Gesetztes neben den bestehenden Zertifikatslösungen auch neuere Technologien berücksichtigt werden, welche eine digitale Unterschrift einer Unterschrift auf Papier gleichstellt. Dies könnte Sketch-iD zum definitiven Durchbruch verhelfen.

Gerade im E-Government-Bereich, könnten gewisse Prozesse bei der Interaktion mit Behörden mit Hilfe der digitalen Unterschrift abgewickelt werden. Wenn ich z.B. im Kanton Bern eine Steuererklärung elektronisch ausfülle, muss ich eine Freigabequittung ausdrucken, physisch unterschreiben und zurückschicken. Das wäre ein Paradebeispiel, wo unsere Lösung einsetzbar wäre.

Die digitale Unterschrift mit Sketch-iD kann getestet werden auf www.sketch-id.ch.

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